Samstag, Januar 31, 2009

Johannes Kreidler: Billion-Dollar-Song

All denen, die schon immer wissen wollten, was Waffenlieferungen mit Wirtschaftskrisen verbindet und wie man sowohl der Pornoindustrie als auch fallenden Indices ein beschwingtes Trällern abgewinnen kann, sei Kreidlers neuestes Werk empfohlen:


>> Via: reticon
>> Johannes Kreidler

Samstag, Januar 10, 2009

"Harry, hol schon mal den Wagen" - Ein Zeichen von Wagemut

Der Ausspruch "Harry, hol schon mal den Wagen" ist legendär. Eine Chiffre des ewigen Assistententums und gähnender Langeweile. Doch noch immer streiten sich die Geister, ob Oberinspektor Derrick ihn jemals von sich gegeben hat. Völlig unabhängig davon, ob er nur gesagt hat "Harry, wir brauchen den Wagen. Sofort" oder ob es in Wirklichkeit Harrys früherer Chef "Der Kommissar" war, lohnt sich ein Blick in Harrys Vergangenheit.

Harry Klein war dafür bekannt, wie ein Henker zu fahren.

Aufheulende Motoren und quietschende Bremsen waren die Zeichen, die in der Serie "Der Kommissar" den jungen Polizisten Harry Klein ankündigten. Man hört das Quietschen und die Kollegen kommentieren lapidar: "Das ist Harry" (siehe etwa "Der Tod fährt 1. Klasse"). In der Folge "Eine Kugel für den Kommissar" weigert sich Kommissar Keller gar, von Harry gefahren zu werden: "Ne, ne, ne, ne, du bist mir zu schnell mit deiner Kiste".

Dann wechselte Harry in die Abteilung von Derrick. Der war mutiger.

Sonntag, Januar 04, 2009

James Bond - Ein Quantum Trost - Einige Anmerkungen

1.) Die Macher von 007 haben ganz richtig erkannt, dass aus dem Thema Bond die Luft gehörig entfleucht war. Man servierte nur noch alten Wein in neuen Schläuchen und kaum einen interessierte es noch. Die große Leistung bestand darin, die Figur zu revitalisieren. Schrien Puristen noch vor Casino Royal auf, Bond sei nicht blond, kann man jetzt sagen, zum Glück ist er es doch. Craig verkörpert genau den Bond dieser Zeit und er ist es gerade deshalb, weil man ihn gar nicht mit Sean Connery vergleichen muss.

2.) Die USA sind diesmal ganz deutlich auf der Seite der Bösen. Naheliegend, denn die Verwicklungen zum Beispiel in Afghanistan und Chile sind auch schon lange kein Geheimnis mehr. Aber es wird einzelnen Bösewichten angelastet, die den Hals nicht vollkriegen. Felix Leiter ist und bleibt gut.

3.) Die Themen gehen Bond nicht aus. Jede Zeit hat ihren eigenen Bösewicht und aus dieser Organisation lassen sich noch einige Filme machen.

4.) Oliver Rohrbecks französischer Akzent als Greene wirkt mehr als gekrampft. Entweder hätte man es unter den Tisch fallen lassen oder ihn durch einen Sprecher ersetzen können, der einen vergleichbaren Akzent wie Amalric hat.

5.) Camilles erster Auftritt wirkt wie eine Werbeunterbrechung. Da gibt es erstmal "interessante Produktinformationen", bevor Bond mit seiner Mission fordtfahren darf...

6.) Ich hätte schwören können, dass sich im Abspann DJ Shadow verewigt hat. Doch offensichtlich ist Künstler "Four Tet", der den auf der Soundtrack-CD
nicht enthaltenen Titel schuf, nur sehr stark von DJ Shadow inspiriert:

Four Tet

DJ Shadow

Samstag, Januar 03, 2009

Über die Legitimität dramaturgischer Tricks - Tatort: "Fürstenschüler" (MDR 1998)

Zunächst sei gewarnt, dass dieser Beitrag wie viele andere im dramaturgischen Kontor einen Spoiler enthält, also den Täter verrät und daher besser erst nach dem eigentlichen Film rezipiert werden sollte.

Kerstin, Schülerin eines sächsischen Elite-Internats, der „Fürstenschule“, kennt ein Geheimnis ihres Mitschülers Frank, da sie seine heimlichen Treffen mit einer den Zuschauern zunächst unbekannten Person beobachtet. Sie setzt Frank, um den sie offensichtlich wirbt, damit unter Druck. Wenig später liegt sie tot im Fluss. Durch die rechtsmedizinische Untersuchung kommt heraus, dass Kerstin schwanger war. Der – unter einigem Protest der Schulleitung – durchgeführte DNA-Test ergibt, dass Frank der Vater des Kindes ist. Er gibt zu, dass dies während einer Klassenfahrt nach Prag passiert sein muss. Kerstin bedeutet ihm nichts. Im Verhör gesteht Frank, dass er sich tatsächlich zur Tatzeit mit Kerstin getroffen hat. Im Streit stieß er Kerstin ins Wasser, sie ertrank. Frank flieht vor der Polizei. Am nächsten morgen wird auch er tot aufgefunden. Blutspuren und die Aussage einer Rezeptionistin, dass Frank sich regelmäßig mit einem Mann in einem kleinen Hotel traf, belasten den Internatsdirektor Dr. Hermann. Im Polizeiverhör legt dieser ein Geständnis ab, das allerdings den Tatsachen widerspricht. Tatsächlich war es seine Frau, die Frank erschlug, weil er drohte, sein Schweigen zu brechen und damit die Karriere des Schuldirektors zu zerstören.

Die Dramaturgie dieser Tatort-Folge basiert auf einer Informationslücke. Man sieht Frank beim heimlichen Liebesspiel mit einer unbekannten Person im Hotel. Durch den Trick, den Text der folgenden Szene auf die Bilder der Hotel-Szene zu legen, wird suggeriert, dass Frank sich mit der Frau des Direktors trifft. Frank liegt auf dem Bett, blickt auf die Uhr und ruft ins Badezimmer, wo jemand duscht, „wir müssen uns beeilen“. Wie eine Antwort wird daraufhin die Aussage von Frau Hermann „wir haben noch fünfzehn Minuten Zeit“ interpretiert, die jedoch bereits zur nächsten Szene gehört, wo sie eine Klassenarbeit beaufsichtigt. So ist davon auszugehen, dass bei der Erstrezeption jeder Zuschauer annimmt, Frank habe sich mit Frau Hermann getroffen, nicht mit ihrem Mann.

Die Auflösung erfolgt erst spät, als durch bei Kerstin gefundenen Hinweisen auf das Hotel die Rezeptionistin befragt wird und aussagt, Frank habe sich keineswegs mit einer Frau getroffen, sondern mit jemandem, der sich als sein Vater ausgab.

Der Trick, den Text aus der Folgeszene mit dem passenden Thema Uhrzeit, einfach auf die Bilder der Hotelszene zu legen, ist mit Sicherheit legitim - erlaubt ist, was funktioniert und durch diese Informationslücke konstruiert sich ein kompletter dramaturgischer Bogen, der diese Tatort-Folge trägt. Wohl aber wird deutlich, dass dieser Trick stark konstruiert ist und daher im nachhinein an Kraft verliert.